23.03.2020 – Beitrag Eins: 3. Tag der Ausgangsbeschränkung in Bayern.
Wir schreiben heute den 23.03.2020 und die Corona-Krise ist das allumfassende Thema in Deutschland und auch weltweit. Warum gebe ich dann hier noch meinen Senf dazu? Hat eigentlich den selben Grund, weswegen ich den Blog seit ein paar Jahren führe: Wenn alles vorbei ist und die Details langsam im Rückspiegel der Vergangenheit verschwimmen, will ich mir vielleicht irgendwann mal durchlesen, wie ich das Ganze damals erlebt habe. Die Corona-Pandemie wird man ganz sicher nie wieder vergessen und für mich persönlich ist es bisher definitiv ebenfalls die außergewöhnlichste Zeitspanne, die ich live miterlebe. Gab schon viele einschneidende, globale Erlebnisse (z.B. 9/11, Fukushima) und Naturkatastrophen (z.B. Tsunami in Südostasien) , aber das Ausmaß der aktuellen Krise ist jetzt schon dramatisch und man kann die Gesamtheit der Auswirkungen im Moment noch nicht einmal ansatzweise absehen.
Alles begann Ende Dezember 2019 in Wuhan, China und war für uns Europäer zu dem Zeitpunkt noch schön weit weg. Die Medien haben das Thema zwar bereits relativ früh aufgenommen, aber zwischenzeitlich schien es so, als ob China die Situation unter Kontrolle hat und die Gefahr für die westliche Welt eher gering ist… Leider erwies sich dieser Zustand nur als die Ruhe vor dem Sturm. Ende Januar 2020 konnte das Virus erstmals in Italien richtig Fuß fassen, wo es sich dann rasend schnell ausbreitete. Die restlichen europäischen Staaten und ein Großteil der Welt sollten nicht viel später folgen. Mittlerweile befindet sich Italien im absoluten Ausnahmezustand und in Deutschland sieht es nicht unbedingt viel rosiger aus. Seit Samstag (21.03.2020) herrschen in Bayern recht strikte Ausgangsbeschränkungen und ich habe die Wohnung in den letzten fünf Tagen eigentlich nur zum Einkaufen und Joggen verlassen. Bin seit Ende letzter Woche ebenfalls im Home Office und versuche meine Kontakte auf Sabrina, Bella und Basti in der WG zu beschränken. Es war eigentlich recht schnell absehbar, dass das Corona-Virus uns für eine längere Zeit beschäftigen wird, aber die Schnelle und Heftigkeit mit der die einzelnen Länder überrollt werden ist schon krass. Für März und April ist fast alles abgesagt und verschoben… Kein Starkbierfest auf dem Nockherberg in München, kein Hyrox, keine Teddy Liveshow in Stuttgart und auch keine Urlaub in Sri Lanka 🙁 Die Hoffnung ist immer noch, dass alles irgendwann nachgeholt wird, aber niemand kann sagen wann und ob das überhaupt passiert. Momentan gilt eigentlich nur #socialdistancing #flattenthecurve und #staythefuckhome – gab leider immer noch ein paar Unverbesserliche, die sich unbedingt in größeren Gruppen draußen oder auf WG Parties rumtreiben mussten. Man ist ja als junger Erwachsener selber nicht wirklich von Corona betroffen / gefährdet (Sterblichkeit nimmt erst ab 60 Jahren und mit Vorerkrankung deutlich zu). Ziemlich idiotisch und egoistisch… wobei ich zugeben muss, dass bei mir auch erst am vergangenen Wochenende der Groschen so richtig gefallen ist. Davor hatte ich die Schwere der Ausbreitung und die Notwendigkeit der folgenden Maßnahmen noch nicht so richtig wahrhaben wollen. Mittlerweile ist es aber glaube ich bei jedem angekommen. Hoffe das bleibt auch so lang so, wie die Maßnahmen nötig sind. Ist echt nicht toll beim schönsten Frühlingswetter die meiste Zeit drinnen verbringen zu müssen. Ich vermisse meine Freunde und die sozialen Kontakte schon sehr, aber gibt auf der Suche nach Kommunikationsmöglichkeiten auch ein paar schöne alternative Beschäftigungen, die ich dann wahrscheinlich in den nächsten Tagen ein bisschen näher beschreiben werde 🙂
Ansonsten bin ich ja aufgrund meiner mathematischen Vergangenheit sehr interessiert an den ganzen Zahlen und weltweiten Entwicklungen in Bezug auf die Corona-Pandemie, wofür es mittlerweile auch genügend ausführliche Quellen gibt. Will hier als Amateur gar keine wissenschaftlichen Vermutungen anstellen, aber hier ein paar URLs, die ich täglich mit verfolge:
- Weltweiter Verlauf mit zahlreichen Statistiken: https://www.worldometers.info/coronavirus/
- Detaillierte Zahlen zur Entwicklung (speziell in Deutschland) und interaktive Darstellen: https://interaktiv.morgenpost.de/corona-virus-karte-infektionen-deutschland-weltweit/
- Tracking bezüglich der Ausbreitungsgeschwindigkeit anhand verschiedener Daten: https://www.sueddeutsche.de/wissen/coronavirus-zahlen-daten-1.4844448
Zum Abschluss des ersten Tagebucheintrages noch etwas Positives. Den Artikel (https://kurier.at/wissen/matthias-horx-das-ist-ein-historischer-moment/400785341) hatte mir meine Schwester weitergeleitet. Hört sich teilweise wie ein schöner Traum an, aber vielleicht treten ja tatsächlich ein paar der Vorhersagen ein. Würde mich definitiv freuen!
29.03.2020 – Beitrag Zwei: Kopfsache
Jetzt habe ich die erste Woche komplett Home Office und das zweite Wochenende mit Ausgangsbeschränkung hinter mir. Schon komisch wie schnell man sich an Sachen gewöhnt, die vor ein paar Monaten undenkbar waren. Man arrangiert sich halt so gut es geht mit den Umständen, aber ich hoffe inständigst, dass wir uns nicht mehr allzu lang isolieren müssen. Momentan sieht die Lage deutschlandweit jedenfalls noch nicht danach aus. Die absoluten Anstiege der Neuinfektionen pro Tag steigen zwar weniger, dennoch hat man das Gefühl das Schlimmste steht erst bevor. Speziell für das Gesundheitssystem, wenn die kritische Masse an intensivbedürftigen Patienten erreicht ist. Gestern meinte die Bundesregierung, dass vor dem 20. April wohl keine Lockerungen in Sicht sind. Da muss der Osterhase dieses Jahr scheinbar auch zu Hause bleiben… Wenn man auf die weltweiten Zahlen schaut sieht es auch alles andere als rosig aus. In vielen Ländern kommt die Seuche gerade erst an und ich will gar nicht wissen wie hoch die Dunkelziffer ist, wenn man hört wie anderswo getestet wird.
So weit es geht, wurde das Leben in den eigenen vier Wänden den äußeren Umständen angepasst. Neben den notwendigen Einkäufen gehe ich momentan eigentlich nur zum Laufen oder Spazieren vor die Tür. Ein positiver Nebeneffekt: Ziemlich viele Leute haben jetzt die ganzen Videochat-Möglichkeiten für sich entdeckt.
- Zoom – benutzen wir auch auf Arbeit und funktioniert echt gut (https://zoom.us/)
- Das altbekannte Skype (https://www.skype.com/en/)
- Hangouts – sogar ohne extra Client verwendbar (https://hangouts.google.com/)
- Jitsi – hab ich selbst noch nicht verwendet, aber immerhin OpenSource (https://jitsi.org/)
- Houseparty – Usability nicht ganz so gut, aber man kann nebenbei gleich noch ein paar Spiele zocken (https://houseparty.com/)
- Und noch viele mehr…
Mit dieser digitalen Unterstützung gab es doch schon das ein oder andere schöne Erlebnis vor dem Rechner oder Tablet. Seien es die Workouts zu Hause, das gemeinsame Kochen oder einfach nur das Anstoßen mit einem alkoholischen Kaltgetränk. Da vergeht einerseits die Zeit ein bisschen schneller und andererseits steigt schon die Vorfreude, wenn man sich endlich mal wieder live sehen darf. Besonders habe ich mich über den Online-PubQuiz und den ersten Horrorcliquen-Stammtisch im Videochat gefreut. So wie die Lage der Nation aussieht, werden wir wohl noch das ein oder andere Mal auf dieses digitale Beisamensein zurückgreifen müssen. Irgendwie stand glaube ich auch noch Activity auf dem Plan, wenn ich mich recht erinnere ;D
Zum Abschluss noch ein wichtiger Punkt: Schaut mal bei euren Lieblingsrestaurants auf der Homepage vorbei oder ruft direkt an, wenn der kurze Hunger kommt. Fast alle sind auf ToGo umgestiegen oder liefern sogar direkt selber aus. Gerade in dieser schweren Zeit kann man auf diese Art und Weise super einfach sich selbst was Gutes tun und gleichzeitig der lokalen Gastronomie unter die Arme greifen #supportyourlocals
07.04.2020 – Beitrag Drei: Licht am Ende des Tunnels
Jetzt sind doch tatsächlich schon fast drei Wochen ins Land gegangen, seitdem wir mit der Ausgangsbeschränkung konfrontiert wurden. Obwohl ich mittlerweile lang nicht mehr so oft die Newsticker verfolge, wie noch zu Beginn der Geschichte, bin ich doch jeden Tag auf die aktuellen Zahlen gespannt. Mit „aktuelle Zahlen“ meine ich vor allem die Zahl der Neuinfektionen. Sowohl in Deutschland, als auch insgesamt weltweit, sieht es so aus, als ob sich die Lage langsam zum Besseren wendet. Das ist natürlich auch bloß ein kleiner Ausschnitt und kann sich innerhalb weniger Tage ändern, aber dennoch bin ich vorsichtig optimistisch. Nachdem man gesehen hat, was ein unkontrollierter Ausbruch in Italien und Spanien bedeuten kann, haben ziemlich viele Länder weltweit komplette Ausgangssperren verhangen. Besonders Indien zieht das mit besonderer Härte und ohne Anbetracht der Menschenrechte durch. Auch mit Blick auf Amerikas Sozialsystem und deren „Leadership“, bin ich speziell im Moment echt froh in so einem solidarischen Staat wie Deutschland zu leben. Keiner kann wirklich vorhersagen, wie lang die Corona-Virus Maßnahmen anhalten werden und was das langfristig für Auswirkung auf die Gesellschaft und auf unsere Wirtschaft hat. Dennoch sieht es so aus, als ob alles erdenklich Mögliche getan wird die Folgewirkungen abzudämpfen. Es gibt ebenfalls unterschiedliche Herangehensweisen in anderen Ländern, bei denen ich gespannt bin, wie effektiv sie sich als Krisenbewältigung eignen. Gerade in Anbetracht dessen, dass uns das Thema nicht so schnell los lassen wird, wäre es vielleicht auch eine gute Option dem Beispiel Schwedens zu folgen, die deutlicher lockerer damit umgehen. Im Moment geben ihnen die Zahlen auf jeden Fall Recht.
Für mich selbst ist die Zeit eigentlich ziemlich entspannt. Wollte ja ursprünglich genau in diesem Moment mit Christoph, Almut und meiner Schwester durch Sri Lanka ziehen. Jetzt darf ich hingegen als Startbildschirm meines Rechners die Nine Arches Bridge auch hier aus Ingolstadt betrachten. Danke Windows für diese zufällig sehr passende Auswahl… Naja, jedenfalls verbringe ich jetzt die freie Woche (ursprünglich waren es zwei, aber den ersten Teil konnte ich glücklicherweise noch absagen) hier in der WG. Die Mädels leisten mir zum Glück Gesellschaft, so dass ich nicht komplett vereinsame. Heute kam Isabella komischerweise auch schon um 11 Uhr von Arbeit nach Hause. Sie arbeitet ja momentan für ihr Praktikum im Klinikum Ingolstadt und hatte dabei eine Patientin, die später positiv auf Corona getestet wurde. Daher gilt sie jetzt als Kontaktperson und wartet momentan noch auf ihr Testergebnis. Drücken wir mal die Daumen, dass nix übertragen wurde, aber da sieht man mal wieder wie schnell es gehen kann und dass man die Situation auf keinen Fall unterschätzen darf.
Immerhin zeigt sich der Frühling wettertechnisch von seiner besten Seite, was zur ein oder anderen Lauf-/Fahrrad-Tour einlädt – sportliche Aktivitäten sind ja noch erlaubt! Wenn sonst immer davon geredet wird, dass man auch mal aus seiner Komfortzone ausbrechen muss, passiert momentan genau das Gegenteil. Man kapselt sich so weit es geht ab, was einerseits recht entschleunigend wirkt. Andererseits bin ich gespannt, wie es wird, wenn man wieder am echten sozialen Leben teilnehmen soll. Aktuell wird gemunkelt, dass in Regierungskreisen verschiedene Exit-Strategien diskutiert werden. Österreich hat als erstes europäisches Land ab Mai gewisse Lockerungen angekündigt. Wäre cool, wenn Deutschland die Zahlen mitspielen und wir dem Beispiel bald folgen können. Was das Vorgehen aber genauso deutlich zeigt ist, dass die Normalisierung nur schrittweise von statten gehen kann. Einige Einschränkungen werden sich noch Monate hinziehen – höchstwahrscheinlich bis ein Impfstoff gefunden und eingesetzt werden kann.
06.05.2020 – Beitrag Vier: Alles beim Alten – oder doch nicht?
„Alles neu macht der Mai“ wie es so schön heißt… Kann man in diesem Jahr eigentlich umdichten zu „So ganz langsam zurück zur Normalität macht der Mai“. Seit dem letzten Beitrag vor einem Monat ist tatsächlich nicht viel passiert. Man sitzt im Home Office, geht ab und zu zum Einkaufen oder Sport treiben vor die Tür und beobachtet unregelmäßig die Corona-Zahlen. So langsam tut sich aber etwas an der Aufhebungs-Front. Über die teilweise Zurücknahme der Ausgangsbeschränkungen freut man sich fast so sehr wie über den Weltmeistertitel 2014 und mittlerweile darf man auch schon wieder ein haushaltsfremde Kontaktperson haben. Ist alles nicht so einfach, weil die Bestimmungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind und sich eigentlich täglich ändern. Zumindest häufen sich die vermeintlich guten Nachrichten und seit dieser Woche steht auch fest, dass jetzt am 18.05.2020 die Biergärten (bzw. die Außengastronomie) wieder bis 20 Uhr öffnen können. Das ist hier in Bayern ein ganz entscheidender Fortschritt 😉
Ansonsten dürfen die meisten Geschäfte auch schon wieder öffnen, die Schulen dürfen ihrem ursprünglichen Zweck nachgehen und anscheinend geht ab Mitte Mai auch die Bundesliga weiter. Auf der Gegenseite bleiben die Fitnessstudios (und dementsprechend auch die CrossFit-Boxen) zumindest hier in Bayern geschlossen und auch die Kontaktbeschränkungen (max. 1 Person) werden wohl bis Anfang Juni aufrecht erhalten, was ich besonders schade finde. Dennoch muss man auch eingestehen, dass alles auf einem ziemlich fragilen Fundament gebaut ist. Die Zahl der Neuinfektionen oder die Reproduktionszahl können auch ganz schnell wieder ansteigen und dann dürfen wir wieder von vorn anfangen. Bin eh mal gespannt, was dann im Herbst / Winter passiert, wenn die Gefahr einer zweiten Infektionswelle wieder akuter wird. Hat man ja 1918 schon bei der spanischen Grippe gesehen, dass sich eine erneute Verbreitung deutlich kritischer auswirken kann, wenn der Virus bereits überall „Fuss gefasst“ hat und es nicht nur vereinzelte lokale Ausbrüche gibt.
Ist auch echt ein komisches Gefühl, wenn man vor die eigene Haustür geht und unzählige Menschen in den Straßen oder Parks sieht. Einerseits ist es ja auch schön mal wieder unter Leute zu kommen, aber andererseits spielen doch immer einige Bedenken mit. Außerdem ist an vielen Stellen schmerzlich offensichtlich, dass sich nicht an die Kontaktbeschränkungen gehalten wird, was es für mich persönlich deutlich schwieriger macht die Situation zu ertragen… Naja, bleibt zu hoffen, dass die ganzen Hygienemaßnahmen (Maskenpflicht in Geschäften, etc.) etwas bringen und wir zumindest den Sommer erst einmal glimpflich überstehen. Würde mir glaube ganz gut passen, wenn man viel Zeit am Baggersee oder beim Beach-Volleyball verbringen kann.
Habe mir ansonsten noch ein paar Gedanken gemacht, was man gemeinschaftlich online machen kann und dazu ein paar Punkte zusammen getragen. Gibt bestimmt noch viele weitere Möglichkeiten – wenn ihr da was Gutes habt, gern Bescheid geben 🙂 Freue mich bei sowas immer über neuen Input.
- https://skribbl.io/ – Einer zeichnet, die anderen müssen erraten. Simples und unterhaltsames Prinzip
- https://donkhouse.com/ – Pokern mit Freunden. Die Seite hat auf jeden Fall noch ziemlich viele Nachteile (z.B. gibt es keine Blind-Erhöhungen), aber einiges an Potential
- https://lichess.org/ – Schach online spielen (geht anscheinend auch ohne Account)
- Escape Game Online – Gibt bestimmt noch viele weitere Angebote online, aber das aus Cottbus wollten wir mit der Horrorclique auf jeden Fall nochmal ausprobieren
- http://www.creeptd.com/de – Online Tower Defence (wird den meisten bestimmt nix sagen ;D ). Hab ich noch nicht selber probiert, aber soll wohl auch im Multiplayer ohne extra Client funktionieren.
- PubQuiz online – Das lässt sich super mit Zoom und BreakOut Sessions organisieren. Nur die Fragen muss man sich selber ausdenken. Wenn ihr mehr dazu wissen wollt, gern Bescheid geben. Hab da jetzt schon ein wenig Erfahrung gesammelt 🙂
Das war es dann erst einmal wieder von meiner Seite aus. Mal schauen, wann und ob ich hier wieder was schreibe. Lasst es euch ansonsten gut gehen und bleibt gesund!
26.12.2020 – Beitrag Fünf: 2020 – das Jahr in dem die Welt still stand und sich trotzdem alles verändert hat…
Der zweite Weihnachtsfeiertag neigt sich dem Ende entgegen und nachdem sich in den letzten beiden Monaten wieder so unglaublich viel ereignet hat, wollte ich kurz meine Gedanken hier lassen. Die Überschrift des Eintrags hört sich zwar etwas pathetisch an, aber fasst dennoch so ungefähr zusammen, wie sich dieses Katastrophen-Jahr für mich angefühlt hat.
Nur um das Ganze in einen Kontext zu setzen (falls der Absatz hier in der Zukunft gelesen wird), habe ich weiter unten einen Screenshot von worldometer eingefügt. Wie zu erkennen ist, gab es im Oktober 2020 erneut einen deutlichen Anstieg der Infektionsfälle, weswegen wir in Deutschland zuerst in den „Lockdown Light“ mussten. Nachdem die Maßnahmen leider nicht ausreichend geholfen haben, gab es jetzt eine Woche vor Weihnachten erneut einen kompletten Lockdown.
Das Jahr war geprägt von unzähligen Fragen, Sorgen und Konflikten, die entweder durch die Corona-Pandemie hervorgerufen oder zumindest deutlich durch sie verstärkt wurden. Das fängt einerseits im persönlichen Umfeld an, aber lässt sich ohne Probleme global skalieren. Wie kann man mit den sozialen Einschränkungen umgehen? Wie hält man den Kontakt zu Freunden und Familie aufrecht? Was fängt man mit den Verschwörungstheoretikern und Querdenkern an? Wie sehr zerrissen ist Amerika bitte? Steht uns in Deutschland so etwas in naher oder ferner Zukunft ebenfalls bevor? Wie soll sich die Welt überhaupt von dieser Spaltung erholen? Wie viele Existenzen hängen immer noch in der Schwebe? Wie lang beschäftigt uns das Virus noch? Wann kommt endlich wieder so etwas wie Normalität zurück? Diese Fragen beziehen sich an dieser Stelle in erster Linie auf mich, aber ich bin mir sicher, dass sich die meisten Leute ebenso mit diesen (und vielen weiteren) Ungewissheiten beschäftigt haben bzw. mussten.
Trotzdem und vielleicht gerade wegen dieser ganzen Tiefpunkte möchte ich unbedingt hoffnungsvoll in das kommende Jahr blicken. Viele Errungenschaften stecken zwar noch in den Kinderschuhen, aber an so vielen Stellen wurde der erste Schritt getan. Europa arbeitet gemeinsam an einer Lösung / Bewältigung der Pandemie und hat nebenbei noch einen Mechanismus zur Wahrung der Rechtstaatlichkeit verabschiedet. Ab morgen beginnen endlich die Impfungen gegen Covid-19 in allen Ländern der EU. Die Black Lives Matters Bewegung in Amerika hat die Welt in Atem gehalten und in Weißrussland gehen die Bürger*innen seit den zweifelhaften Präsidentschaftswahlen im August auf die Straße. Unzählige Naturkatastrophen (Waldbrände in Australien, Überschwemmungen in Mittelamerika, etc.) rütteln immer mehr Leute in Bezug auf den Klimawandel wach. Ich bin mir im Klaren darüber, dass keiner der genannten Punkte ohne Kritik zu betrachten ist, aber mir ist dennoch unglaublich wichtig hervorzuheben, dass (zumindest für mich) viele Sachen in die richtige Richtung gehen. Noch vor einigen Jahren sah es so aus, als ob der Populismus unaufhaltsam auf dem Vormarsch ist, aber ich bin überzeugt, dass der Großteil der Menschheit zu etwas Besserem fähig ist und das in diesem schwierigen Jahr auch gezeigt hat. Ich bin mir ebenfalls im Klaren darüber, dass mit dem Sieg von Joe Biden bei den Präsidentschaftswahlen in Amerika und der schwindenden Bedeutung der AfD in Deutschland das Ziel bei Weitem noch nicht erreicht ist, aber es ist immerhin ein Anfang (Anm. der Redaktion: Ich hoffe ich lese den Text nicht in 10 Jahren und ärgere mich, was für ein naiver Optimist ich war…).
Wir werden auch in 2021 noch Einiges mit der Pandemie zu tun haben und die restlichen Probleme auf der Welt verschwinden ja auch nicht einfach so von heute auf morgen. Daher ist es umso wichtiger, dass wir nicht Aufhören für die richtigen Werte einzustehen. Vielleicht wird 2021 ein Jahr des Zuhörens und des aufeinander Zugehens. Oder ein Jahr der Vergebung (wie Jan Böhmermann im Weihnachtszirkus vom „Fest und Flauschig“ Podcast so schön gesagt hat). Aber hey… vielleicht wird 2021 auch wieder richtig scheiße und wir müssen noch ein paar Mal den Kopf aus dem Sand ziehen. Im Moment bin ich jedenfalls sehr positiv gestimmt und freu mich erstmal ohne Ende alte Freunde wieder live und in Farbe zu sehen, neue Leute kennen zu lernen und die ein oder andere Umarmung zu verteilen. Ich drücke die Daumen, dass es nicht mehr allzu lang dauert!!!
Für mich werden die restlichen Tage bis zum Jahreswechsel wahrscheinlich mit Lesen, Essen und Puzzeln ausgefüllt. Nebenbei verschlägt es mich bestimmt noch ab und zu in den Stall zum Sportlen. Bin ja bereits seit Anfang November größtenteils in Proschim im Home Office und hatte mir deswegen gleich hinten bei uns im Garten eine kleine Box zum Trainieren zusammen geschustert.
Zumindest der Begriff „besinnliche Weihnacht“ kann in diesem Jahr vollumfänglich ausgelebt werden… Ist einerseits echt traurig, wenn man am Heiligabend vor der Kirche steht, die Glocken nur von Weitem läuten hört (und ich bin wahrlich kein Kirchengänger) und während der Weihnachtsfeiertage die alljährlichen Zusammenkünfte von Familie und Freunden größtenteils ausfallen lassen muss. Andererseits bekommt man so immerhin mal die Möglichkeit, das Jahr komplett entspannt zu beenden. Finde ich nicht unbedingt besser, aber ist auch mal eine Chance 2021 mit voll aufgeladener Energieleiste zu starten 🙂
Falls ihr bis hierhin gelesen habt: Danke fürs Durchhalten und Entschuldigung fürs dicke Auftragen. Wann, wenn nicht zum Jahresende, soll man denn sonst solch ein Geschwafel „zu Papier“ bringen? 😉 An der Stelle auch gleich nochmal einen riesen Dank an Alle, die mich dieses Jahr in zahlreichen Video-Konferenzen und viel zu wenig „Real-Life Treffen“ begleitet haben. Ich hoffe euch alle bald wieder in Echt zu sehen!!!
Eins ist auf jeden Fall klar: So schnell wird 2020 keiner vergessen.