Heißt es jetzt eigentlich „ich war in Hawai’i“ oder „ich war auf Hawai’i“ oder ist es an für sich komplett egal? So ein paar Sachen sind mir nach meinen 2,5 Wochen dort immer noch nicht so ganz klar. Andererseits konnte Wikipedia netterweise an ein paar anderen Stellen weiterhelfen. Tatsächlich handelt es sich bei Hawai’i nämlich um ein Archipel von 137 Insel, die sich über 2.400 km im Pazifischen Ozean verteilen. Wirklich bekannt sind an für sich nur die acht größten Inseln (Niʻihau, Kauaʻi, Oʻahu, Molokaʻi, Lānaʻi, Kahoʻolawe, Maui, and Hawaiʻi) von denen ich insgesamt zwei besucht habe.
Los ging die Geschichte auf der Hauptinsel Oʻahu, wo mich Min an einem verregnetem Abend Anfang Oktober 2019 am Flughafen eingesammelt hat. Min hatte ich damals bei meiner Mittelamerikareise auf Honduras beim Tauchen kennengelernt. Seitdem verfolge ich sie quer über die Welt zu ihren Tauchjobs und bisher gehe ich ihr glaube noch nicht zu sehr auf die Nerven. Zumindest ist der nächste Trip nach Griechenland gerade schon in Planung 🙂 Mit dabei war auch ihr bester Freund Jonathan, der letztes Jahr ebenfalls mal in Honduras vorbeigeschaut hatte und mit dem das Reisen genauso viel Spaß macht wie mit Min. Sind auf jeden Fall ein gutes Dreierteam, was die Tour mit unserem gemieteten Van auf Big Island auch so genial gemacht hat. Aber dazu später mehr.
Angekommen auf Oʻahu musste ich mich erst einmal ein wenig akklimatisieren, da es schon leichte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede im tropischen Hawai’i gibt (besonders im Vergleich zum herbstlichen Deutschland). Zum Glück durften wir uns bei Min im Haus einquartieren, welches sich auf einem kleinen Hügel / Berg befand und dadurch nicht nur einen super Ausblick über Honolulu bot, sondern auch noch mit etwas gemäßigteren Wetterbedingungen aufwarten konnte. War eh krass wie sehr sich das Klima auf den hawaiianischen Inseln innerhalb weniger Kilometer ändert und unterscheidet. Während man am Strand in der Sonne brät, kann man in den Hügelketten die Regenschauer beobachten, woher auch der Spitzname „Rainbow State“ kommt, den man unter anderem auf den amerikanischen Nummernschildern findet. Am ersten Abend gab es dann jedenfalls noch eine Willkommens-Blumenkette (Lei) und Wein. So kann der Urlaub losgehen! Nach einer kurzen Nacht ging es dann am nächsten Morgen auch direkt auf Inseltour. Nachdem die erste geplante Dschungelwanderung aufgrund des Wetters sprichwörtlich ins Wasser (oder besser in den Matsch) gefallen ist, haben wir uns mit der Makapuʻu Point Lighthouse Wanderung für eine Touri-freundliche Strecke zur Eingewöhnung entschieden. War nichtsdestotrotz wunderschön und wir konnten ohne große Anstrengungen eine tolle Aussicht genießen. Für zugehörige Bilder kann man parallel einfach im Fotoalbum stöbern. Dort gibt es zu den meisten Lokalitäten etwas zu finden 😉 Nachdem wir Min zum Mittag bei ihrem Tauchshop abgesetzt hatten, gab es für mich direkt die erste Offenbarung des Urlaubs: Acai Bowls – die Beeren an sich sind mir ein Begriff, aber die Zubereitung in der Form war mir noch nicht bekannt. Bekomme jetzt schon wieder Appetit, wenn ich nur dran denke. Wurde im Urlaub dann auch definitiv zu meiner Hauptnahrungsquelle! Während Min dann auf Arbeit musste, unternahmen Jonathan und ich noch einen kurzen Trip nach Waikiki an den Strand. Waikiki selber gehört ja zu Honolulu – der größten Stadt auf der Insel. Ist zwar alles echt schön gemacht, aber wegen der Größe, der Menschenmassen und allem was dazu gehört, überhaupt nicht so mein Ding. Honolulu ist an für sich eine typische amerikanische Großstadt – mitten im Pazifik… was man ehrlich gesagt gar nicht mehr mitbekommt, wenn man durch die Häuserschluchten läuft. Zum Glück haben wir unseren Fokus der Reise dann auch mehr auf die weniger bewohnten und meiner Meinung nach deutlich schöneren Stellen von Oʻahu und Big Island gelegt.
Am zweiten Tag ging es dann zum Beispiel nach Kailua, was rückblickend definitiv zu einem meiner Lieblingsspots zählt. Wenn sich da eine Möglichkeit ergibt, würde ich ohne lange zu überlegen hinziehen… obwohl sich die Mieten dort anscheinend jenseits von Gut und Böse aufhalten. Handelt sich um ein circa 40.000 Seelen Städtchen, welches 30min Autofahrt nordöstlich von Honolulu liegt. Hatten dort mit Jonathan (Min musste ihrer Pflicht als Tauchlehrerin nachgehen) einen ganz entspannten Tag am Strand und haben anschließend noch einen kurzen Abstecher in die lokale CrossFit Box unternommen. Bei Interesse einfach mal kurz „CrossFit Kailua“ bei Google eingeben und staunen. Besonders bei den aktuell winterlichen Temperaturen hier in Deutschland ein Träumchen!
Neben der sportlichen Betätigung ging es dann am nächsten Tag auch das erste Mal zum Tauchen. Wie hab ich das vermisst! Schon beim Anlegen der Tauchausrüstung war die Vorfreude schon riesen groß. Glücklicherweise konnte Min dabei auch ihre Kontakte spiele lassen und wir durften für lau mit aufs Boot. Ansonsten sind die Preise echt nix für schwache Nerven, wie wir später noch auf Big Island feststellen durften… Unsere beiden Tauchgänge haben dann auch richtig Spaß gemacht und es hat sich total gut angefühlt die Welt mal wieder aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Leider muss man dabei aber erwähnen, dass die Riffe um Hawai’i schon ziemlich abgestorben sind und kaum noch lebende Korallen zu finden sind. Das macht mich einerseits richtig traurig und andererseits hab ich Angst, dass es bald überall auf der Welt so aussehen könnte. Vielleicht findet man in 20-30 Jahren gar keine Unterwasserwelten mehr… Mit den Korallen gehen dann auch die Fische, die keine Nahrung und keinen Schutz mehr finden. Schlimm wenn man sieht, wie in kurzer Zeit so komplexe Ökosystem am Rande der Zerstörung stehen oder teilweise schon nicht mehr zu retten sind 🙁
Vor unserem Vantrip wollten wir die Tage auf O’ahu noch so gut wie möglich nutzen, was den ein oder anderen Roadtrip um die Insel einschloss. Dabei gab es soviel zu sehen und zu unternehmen, dass ich wahrscheinlich allein darüber Ewigkeiten schreiben könnte. Hier nur mal kurz ein paar Ausschnitte:
- Besuch der Nordseite der Insel inklusive Cocktails am Strand
- Ehukai Pillbox Hike: Abenteuerliche Wanderung zum Sonnenuntergang – besonders der super schlammige Rückweg in der Abenddämmerung
- Koko Crater Railway Trail: 300 Höhenmeter in gerade mal 15min
- Botanischer Karten in der Nähe von Kailua mit einer unglaublichen schönen Aussicht auf die grünen Hügelketten Hawaii’s
- Verschiedene Strandbesuche: Baden in der Kahauloa Cove, Surfer beobachten am Sandy Beach (aka Broke Neck Beach), Cliff Jumps in der Waimea Bay
Nach dem ganzen „Stress“ und einem frühen Flug nach Big Island wollten wir uns dort direkt auf den Weg nach Kona machen, um unseren Van für den Roadtrip in Empfang zu nehmen. Dabei hatten wir zwar bedacht, dass an genau jenem Tag (12.10.2019) der Ironman auf Big Island ausgetragen wird, aber nicht damit gerechnet, dass dadurch fast der gesamte Verkehr lahm lag. War auf jeden Fall ein riesen Spektakel und wir haben auch ein paar der Athleten beim Fahrrad fahren beobachten können. Den Zieleinlauf haben wir uns leider nicht angesehen, weil wir nach der anfänglichen Verzögerung lieber schnell aus dem Trubel hinaus wollten. Der Van war definitiv genau das, was wir uns vorgestellt hatten und sollte für die nächsten fünf Tage trotz seiner gut 30 Jahre auf dem Buckel ein treuer Begleiter werden.
Unsere erste Nacht verbrachten wir am südlichsten Punkt der USA. Auf dem Festland ist das ja eigentlich Key West in Florida, aber Big Island liegt im Pazifik noch ein ganzes Stück südlicher. Fand es auch absolut beeindruckend, wie sich die gesamte Vegetation in kurzer Zeit ändern kann. Beim South Point kam es mir jedenfalls so vor, als wären wir in der Steppe gelandet. Ist auch eher so ein Hotspot für Fischer und von dem 10m Sprung die Klippe runter haben uns auch alle wegen der unbeständigen Strömung abgeraten… naja, wenigstens waren wir mal dort. Das Beste an der ganzen Sache: Wir bekamen noch Besuch von Katy, die wir alle aus Honduras kannten und die auf Big Island ebenfalls als Tauchlehrerin arbeitet. Wunderbar solche Wiedersehen 🙂 Wir haben noch den ganzen Abend zusammen gesessen und über alte Zeiten gequatscht. Am nächsten Tag stand dann nämlich auch direkt unser Nachttauchgang mit ihr als unser Guide an. Davor konnten wir beim Morning Yoga und einem tollen Frühstück im Ka Lae Coffee Shop entspannen – ein absoluter Geheimtipp, falls ihr irgendwann zufällig euren Weg nach Big Island findet! Nach so einem tollen Start in den Tag konnte es ja nur gut weiter gehen. Und was soll ich sagen… ich bin ja ohnehin relativ tauchaffin, weswegen der Nachttauchgang mit der Fütterung der Manta Rochen definitiv eines der absoluten Highlights des Trips und einer meiner besten Tauchgänge überhaupt war! Ein wahnsinns Gefühl, wenn diese genialen Meeresbewohnern mit bis zu 5m Spannweite und bis zu 1t Gewicht um Haaresbreite an einem vorbeischwimmen. Min hatte sogar das Vergnügen einen kleinen versehentlichen Klatsch ins Gesicht mitzubekommen 🙂
Die folgenden Tage auf Big Island waren anschließend von ein bisschen Van Fahrerei und vielen tollen Erlebnissen geprägt. Im Uhrzeigersinn wollten wir die Insel einmal umrunden und dabei so viele Sachen wie möglich sehen. Zwischendurch durfte ich netterweise auch noch einen kurzen Zwischenstopp bei CrossFit Kawaihae einlegen um 20.1 zu absolvieren. Ansonsten ging es noch nach Hilo, dem größten Städtchen auf Big Island, wo man unbedingt ein Eis im Magic Mango Pineapple Shack gegessen haben muss! Einen Entspannungstag am Kehena Black Sand Beach haben wir uns ebenfalls gegönnt – der Strand ist echt wunderschön, aber die Einflüsse des nah gelegenen Hippy Dorfs Kalapana sind kaum zu übersehen. Ist definitiv ein bisschen lustig und befremdlich, wenn ältere Herren am Strand nackt Purzelbäume schlagen… aber hey „Make love, not war“ 😀 Das Beste hatten wir uns dann ganz für den Schluss aufgehoben: Der Green Sand Beach. Genauso farbenfroh wie die Hawaiianer sind anscheinend auch ihre Strände. Nachdem wir nach unserer Inselrunde wieder am südlichsten Punkt angekommen waren, ging es am letzten Morgen in aller Früh direkt auf die 45min lange Wanderung, was sich definitiv gelohnt hat. Wir hatten nämlich glücklicherweise den gesamten Strand zum Baden und Fotos machen komplett für uns allein. Definitiv auch einer der beeindruckendsten und schönsten Strände, die ich bisher besucht habe! Allzu lang konnten wir uns leider nicht aufhalten, weil wir am Nachmittag noch unseren Rückflug nach O’ahu erreichen mussten.
Zurück in Honolulu ging es für Jonathan dann leider auch fast schon wieder in Richtung Festland. Vorher stand aber noch der Kuli’ou’ou Ridge Hike auf dem Plan. Die Vorstellung die ich vor meine Reise von Hawai’i im Kopf hatte, entsprach glaube ich genau dieser Wanderung über die grün bewachsenden Bergrücken und dem gigantischen Ausblick über die Insel. Das finde ich auch so besonders an Hawai’i. Den ersten Teil des Tages absolviert man eine der zahlreichen wunderschönen Wanderungen und hat das Gefühl, man befindet sich im Dschungel. Den zweiten Teil kann man sich ganz entspannt am Strand erholen! Auf https://www.alltrails.com/ gibt es für den Part mit dem Wandern bei Interesse eine riesen Auswahl. Nach Jonathan’s Abschied hatte ich noch fünf Tage auf O’ahu, die ich mit ein bisschen CrossFit und ganz viel Entspannung verbracht habe. Nebenbei durfte ich Min noch beim Tauchen begleiten und wir haben uns sogar noch ein altes Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg angesehen, was vor der Küste abgestürzt ist. Leider verging die Zeit auch wieder viel zu schnell und auf einmal stand ich am 24.10. schon wieder am Flughafen und musste mich von Min verabschieden. Falls sich Min den Text wieder auf Englisch übersetzt und bis hierhin durchgehalten hat: Vielen Dank, dass du mich wieder zweieinhalb Wochen ertragen hast und ich mit euch O’ahu und Big Island unsicher machen durfte. Hoffe wir sehen uns irgendwo auf der Welt bald wieder 🙂
Auf dem Rückflug hatte ich noch einen 20h Stop-Over in Seattle, den ich für eine kurze Erkundung der Stadt nutzen konnte. Lustigerweise war Jonathan ebenfalls ein paar Tage an der Westküste unterwegs und wollte eh in Seattle vorbeischauen. So konnten wir uns gleich zusammen den berühmten Pike Place Market und den ersten Starbucks ansehen, bevor es für mich endgültig wieder nach Deutschland ging ✈️