Xela Busbahnhof

Guatemala – Die Wochenenden in der Nähe von Xela

Meine Zeit in Xela neigt sich langsam dem Ende entgegen, was ich gleich nochmal als Anlass nutzen möchte, um auf die vergangenen Wochen(enden) zurückzublicken. Wie der allgemeine Alltag hier abläuft, kann bei Bedarf im letzte Blogpost nachgelesen werden 🙂
Unter der Woche war ich weitestgehend immer mit Spanisch lernen beschäftigt, weswegen die Wochenenden genutzt wurden, um die nähere Umgebung zu erkunden. Dabei muss ich jedoch zugeben, dass ich die Angebote direkt um Xela (z.B. Vulkan Santa Maria) eigentlich sträflich vernachlässigt habe… Bei der allgemeinen Organisation wurden wir auch immer tatkräftig von Flory (Direktorin der Sprachschule) unterstützt, die uns bei einem Ausflug sogar begleitet hat. Aber dazu weiter unten mehr.

Playa Tilapa und der Pazifische Ozean

Die besagte Fahrt gemeinsam mit Flory hat uns an die Pazifikküste Guatemalas geführt. Ziemlich nah an der mexikanischen Grenze liegt der Ferienort Tilapa, der auch von den Einheimischen oft als Reiseziel genutzt wird.
Für uns (Flory, Suzann, Mira, Sofya, Patrick und mich) ging es also eines schönen Samstag Morgens um acht Uhr auf die dreistündige Fahrt ans Meer. Einmal mehr ist mir dabei bewusst geworden, dass die Transportmöglichkeiten zu Land hier immer ein zweischneidiges Schwert sind. Einerseits ist die Umgebung und die Natur einfach wunderschön und man könnte eigentlich aus dem Auto heraus die ganze Zeit Bilder schießen, aber andererseits sind die Straßenverhältnisse teilweise so bescheiden, dass selbst der hart gesottenste Magen auf die Probe gestellt wird (von der Qualität der Autos mal abgesehen…). Nichtsdestotrotz sind wir um die Mittagszeit wohlbehalten in unserem kleinen Hotel angekommen. Von dort aus ging es auch direkt an den Strand, der auf den ersten Blick doch recht weit hinter meinen Erwartungen zurückblieb… Nicht wirklich hässlich, aber auch nicht wirklich schön. Egal, erstmal in die Hängematte und zum Mittag leckeren Fisch bestellt. Danach war die Laune schon deutlich besser und wir haben uns bei glühender Sonne in den Ozean gewagt. Spätestens dort war die kleine Enttäuschung dann vergessen, da es super Wellen gab in denen Sofya, Patrick und ich uns richtig schön austoben konnten!

Ehe man sich versah war unter den Umständen der Nachmittag auch schon vorbei und der Sonnenuntergang stand an. Zum Glück haben wir nicht schon vorzeitig die Zelte abgebrochen und uns dieses Lichterschauspiel am Strand gegönnt. Ich habe vor großen Augen und offenem Mund fast vergessen Fotos zu schießen! Zum Glück sind dann doch noch ein paar brauchbare Schnappschüsse bei rausgekommen, die es bei Instagram und im Fotoalbum zu sehen gibt!
Da Tilapa selber doch recht klein ist (gefühlt vielleicht 400-500 Leute) und bei uns im Hotel die Karaoke Maschine leider kaputt war, haben wir den Abend ganz entspannt im Aufenthaltsraum des Hotels ausklingen lassen. Mit ein paar Tacos von der Straße und ein bisschen (mehr) Rum aus dem Shop gegenüber wurde es auch noch ganz lustig und Flory hat ein paar interessante Geschichten aus der Spanischschule ausgepackt. Wieder einmal wurde dabei das Gerücht bestätigt, dass man leicht angetrunken deutlich besser eine fremde Sprache sprechen kann 😀
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich noch einen kurzen Bootsausflug in die Mangroven unternehmen, aber irgendwas hat organisatorisch nicht geklappt. Habe ich logischerweise nicht komplett verstanden, weil ich wieder nüchtern war^^ Die freie Zeit haben wir dann aber nochmal für einen beherzten Sprung ins Meer genutzt, bevor es mit dem Shuttlebus nach Hause ging.
Die Rückfahrt hat zwar ein bisschen länger gedauert, weil unser altersschwaches Transportmittel die Berge wieder rauf musste, aber dafür hatte ich mehr Zeit die geniale Natur zu beobachten. Eines dieser Gefühle, was ich einfach nicht missen möchte. Im Großen und Ganzen war es ein sehr schöner Ausflug, bei dem man mal vier gerade sein lassen konnte!

Lago Atitlán und Santa Cruz

Das darauffolgende Wochenende ging es von Freitag bis Sonntag mit Mira und Sofya noch einmal zum Lago Atitlán (Patrick musste aufgrund eines Magen/Darm Infektes leider kurzfristig absagen). Dieses Mal aber mit dem Chicken Bus und in ein Hostel am See… auf eigenen Faust sozusagen. Wer Chicken Buses nicht kennt: Das sind die Transportmittel der Locals, bei denen es sich im Grunde genommen um aufgemotzte amerikanische Schulbusse handelt. Für mich Segen und Fluch zu gleich, aber auf jeden Fall eine Erfahrung, die man machen muss, wenn man in Mittelamerika unterwegs ist! Super günstig, meistens überfüllt und oftmals kommt man schneller ans Ziel, weil die Busfahrer wahrscheinlich nebenbei alle noch eine Ausbildung zum Henker machen.

Von Xela aus ist es jedenfalls kein Problem am lokalen Busbahnhof einen Chicken Bus zu bekommen. Alle 15-20min fahren diese von dort zum Lago Atitlán (nach Panajachel) und die Einweiser stellen schon sicher, dass du im richtigen Bus sitzt, wenn du nur oft genug dein Ziel wiederholst 😉 Die 3,5 Stunden Fahrt haben dann nicht mal drei Euro gekostet… In Panajachel angekommen haben wir uns kurzerhand noch ein Boot gesucht, die auf dem See wie Taxis fungieren. 20min später waren wir dann auch schon in Santa Cruz und konnten uns im Free Cervezas einquartieren. Und was soll ich sagen… das war mal wieder eines dieser Erlebnisse die ich so schnell nicht vergessen werde. Das Hostel ist wie ein großes Zeltlager und man kann sich bei geöffnetem Zelteingang wunderbar den gegenüberliegenden Vulkan inklusive Sonnenuntergang ansehen. Auch sonst ist das Hostel ziemlich liebevoll gestaltet und das Personal ist super nett. Unten im Gemeinschaftsbereich gibt es von 17 bis 19 Uhr Freibier, wenn man sich entscheidet am darauffolgenden Abendbrot um 19 Uhr teilzunehmen. Einfach Entscheidung wenn ihr mich fragt.
Jedenfalls kann man auch locker eine Woche dort verbringen, ohne dass es einen weiter wegzieht. Am ersten Abend war gleich Karaoke geboten, früh morgens um 7 Uhr habe ich an meiner ersten Yoga Klasse teilgenommen und anschließend ging es bei strahlendem Sonnenschein in die Sauna. Zum Abkühlen lag der See direkt vor der Haustür natürlich ideal! Wer ein bisschen mehr Party sucht kann auch schnell mit dem Boot über den See nach San Pedro fahren. Dort gibt es deutlich mehr Leute und Action.

Am Samstag haben Mira und ich noch einen kurzen Ausflug nach San Marco unternommen. Eines der zahlreichen Dörfchen am Lago Atitlán, bei welchem jedoch direkt die große Anzahl an Hippies auffällt, die den Ort anscheinend schon vor einiger Zeit eingenommen haben. Wir haben unsere drei Stunden dort zum Spazieren und Essen genutzt, was sich meiner Meinung nach in beiden Fällen sehr gelohnt hat!
Der Samstagabend lief ähnlich wie der Freitagabend ab, außer dass Karaoke durch eine Cornhole Meisterschaft ersetzt wurde. Am Sonntag ging es dann auch schon wieder zurück nach Xela und wir mussten uns Vormittag einigermaßen beeilen, da der anscheinend einzige Chicken Bus aus Panajachel um 13 Uhr seine Reise nach Xela antritt!

Antigua und Vulkan Acatenango

Neues Wochenende, neuer Trip. Nachdem wir nach Lago Atitlán bereits Mira verabschieden mussten, ging nun auch für Patrick die Zeit in Xela zu Ende. Als letztes gemeinsames Ziel hatten wir uns Antigua sowie die Besteigung des Vulkans Acatenango gesetzt. Patrick wurde nämlich im Vorfeld per Instagram vom Tropicana Hostel angeschrieben für die er im Endeffekt ein Video des Ausflugs erstellt hat. Auch eine ganz gute Variante einen Teil der Reisekosten zu sparen 😉

Hinzu waren wir mal wieder mit dem Chicken Bus unterwegs. Abgesehen von dem Verkehrschaos, weswegen wir 3h im Stau gestanden, lief es auch ganz entspannt. Am Ende waren wir dann jedoch erst um 22 Uhr in Hostel, haben uns schnell frisch gemacht und sind dann noch ein bisschen raus gegangen. Zu Beginn waren wir sogar in einer Salsa Bar, in der ich mitbekommen habe, dass ich noch einiges an Übung brauche… Der erste Eindruck von Antigua war allgemein auch recht positiv. Ist eine bildhübsche Stadt, mit der Xela definitiv nicht mithalten kann. Dennoch würde ich mich jedes Mal wieder für meinen aktuellen Standort entscheiden. Das hängt zum großen Teil mit den ganzen Touristen zusammen, die dort rumlaufen und die Atmosphäre stark beeinflussen. So ist es ebenfalls viel schwieriger Spanisch zu sprechen, was besonders im Hostel deutlich wurde. Letzteres war auch nicht ganz so mein Fall, da es sich eher um ein klassisches Partyhostel gehandelt hat. War aber auch nicht schlimm, weil es Samstag früh um 9 Uhr gleich auf die Tour ging.

Um es gleich mal vorweg zunehmen: Die Besteigung des Vulkans Acatenango war bisher das Highlight meiner Reise und liegt auch auf der „All Time List“ mit ganz vorn. Das Unterfangen mit der 17 köpfigen Reisegruppe ging jedoch recht bescheiden los, weil wir von dicken Wolken und leichtem Regen begrüßt wurden. Der 1.300 m Aufstieg wurde dann auch von beschränkter Sicht und Kälte geprägt, was dem Ganzen aber einen sehr spannenden mystischen Charakter gab. Oben angekommen mussten wir uns erstmal von der sehr fordernden Wanderung erholen. Den Trip sollte man wirklich nur unternehmen, wenn man in guter körperlicher Verfassung ist. Leider waren wir auch im Zeltlager von Wolken eingeschlossen, aber anscheinend war uns Fortuna wohlgesonnen als dann pünktlich zum Sonnenuntergang die Wolkendecke aufriss. Die nächsten Stunden waren zwar bitterkalt, aber haben sich für immer in meine Netzhaut eingebrannt. Zelten über den Wolken, heiße Schokolade am Lagerfeuer und im Hintergrund der aktive Vulkan Fuego, der während der Nacht 6-7 Mal ausgebrochen ist… das kann man schwer in Worte fassen und selbst die Bilder kommen nur sehr schwer an das Erlebte ran. Einfach unglaublich!!!

Am nächsten Morgen durften wir nach ein paar Stunden Schlaf bereits um vier Uhr aufstehen, bevor es um fünf Uhr die letzten 300 m zum Sonnenaufgang auf den Acatenango ging. Am Ende befanden wir uns auf 4.000m Höhe und haben uns mit ein paar 100 Begeisterten dieses Naturschauspiel angesehen. Pünktlich zum Abstieg hat sich der Vulkan Fuego anscheinend überlegt sich nochmal mit einem weiteren Ausbruch zu verabschieden. Perfekt!

Erschöpft und glücklich haben wir daraufhin den Heimweg angetreten. War eine super Erfahrung mit einer super Gruppe und die Tour gehört definitiv zu JEDEM Reiseplan, sollte es euch einmal nach Guatemala verschlagen. Abschließend bleibt aber noch festzuhalten, dass wir auch ziemlich viel Glück hatten. Einerseits spuckte der Fuego wie wir gehört hatten erst seit ein paar Wochen wieder Lava und andererseits war das Wetter auf den Punkt genauso wie man es sich nur wünschen kann!!!

San Cristobal de las Casas und San Juan Chamula

Ein bisschen länger Zeit nehmen musste ich mir für San Cristobal de las Casas in Mexiko, da allein die Fahrt dorthin gut neun Stunden dauert (was teilweise auch noch sehr optimistisch geschätzt ist, wie sich später herausstellen sollte). Warum wollte ich also dahin? Ina aus Ingolstadt arbeitet gerade für drei Monate im mexikanischen Audi-Werk in Puebla Mexiko, weswegen wir uns für ein Treffen so ziemlich genau die Mitte ausgesucht hatten. Muss man ja nutzen, wenn man schon mal gemeinsam in der Gegend ist 🙂 Gesagt getan, hatte ich mir also Freitag und Montag in der Sprachschule freigenommen. Nachtbusse waren leider nicht verfügbar, weil der Grenzübergang nachts immer geschlossen ist.
Abgesehen für den ultraschlechten Straßen in Guatemala verlief die Hinfahrt recht unspektakulär. An der Grenze schnell ausgestempelt bzw. auf der mexikanischen Seite wieder eingestempelt und schwupp di wupp war ich am Ziel angelangt. Den ersten Abend habe ich allein im echt schönen Hostel Puerta Vieja verbracht, weil Ina erst Samstag früh in San Cristobal angekommen ist. War aber auch kein Problem, weil es leckere Burger zum Abendbrot und anschließend Cocktails gratis gab. So ging der Abend doch recht schnell und gesellig vorbei.

Der Samstag war für San Cristobal reserviert und mir hat die Stadt echt sehr gut gefallen. Viel moderner als Guatemala allgemein und in jeder Ecke gab es was zu entdecken bzw. ein Café wo man sich gemütlich reinsetzen und die Idylle genießen konnte. So sind Ina und ich immer zwischen Entspannungspausen und Wanderungen durch die verschiedensten Essen- und Kunstmärkte gewechselt, wobei der Tag auch ziemlich schnell rum ging. In San Cristobal gibt es ebenfalls einige kleine Hügel, die allesamt von Kirchen eingenommen wurden und von denen man eine super Aussicht über die gesamte Stadt hat. Abends wollten wir eigentlich zum Karaoke ins Hostel, aber irgendwie sind wir dann in einer richtig coolen Bar (Revolución) hängen geblieben in der es neben Live-Musik auch einmalige Mojitos gab! Außerdem habe ich an dem Abend den Entschluss gefasst Cumbia zu lernen. Der Tanz kommt aus Kolumbien, ist wohl leichter zu tanzen als Salsa und die Musik hat es mir einfach nur angetan 😀

Den zweiten Tag ging es dann ins nah gelegene San Juan Chamula. Das ist ein kleiner Ort, der sehr stark von der Tzotzil-Kultur (Nachfahren der Maya) geprägt ist. Anscheinend gibt es dort sogar eigene Gesetze und der mexikanische Staat hat eigentlich nix zu sagen. Bekannt ist das Dörfchen vor allem durch seine Kirche in der hauptsächlich Hühner geopfert werden und Cola getrunken wird. Als wir dort waren, konnten wir zumindest Letzteres bestaunen. In mitten von tausenden Kerzen und Kiefernadeln, wird gebetet und mithilfe des Cola-Gottes gerülpst was das Zeug hergibt. Damit sollen wohl schädliche Geister beschworen werden, die anschließend ein lebendes Huhn befallen (welches dann logischerweise geopfert werden muss). Hört sich zwar ein bisschen wunderlich an, aber hey… wem es hilft^^
Zeitgleich war in San Juan Chamula zufälligerweise Karneval, was bedeutet dass anscheinend die ganze Stadt in Aufruhr ist und einzelne Tänzergruppen durch die Straßen ziehen und gute Laune verbreiten. War ein riesen Spektakel, was wir natürlich genaustens unter die Lupe genommen haben (siehe Bilder)! Bevor wir uns versahen, war der Vormittag aber schon wieder rum und wir mussten zurück nach San Cristobal, weil Ina ihren Bus nach Puebla verständlicherweise nicht verpassen wollte.

Meine Rückfahrt am Montag war dann zum Abschluss des echt gelungenen Wochenendes jedoch nochmal eine richtige Odyssee. Angefangen darüber, dass ich früh um sechs Uhr erst eine Stunde auf den Bus warten durfte bis hin zur Grenze, wo auf guatemaltekischer Seite überraschenderweise eine drei Kilometer lange Blockade abgehalten wurden. Das kommt wohl in der Gegend häufig vor, wenn die Leute für oder gegen irgendetwas demonstrieren. Jedenfalls ging der Weg über Tuk Tuk, 15 Leute in einem viel zu kleinen Shuttlebus und circa zwei Stunden Laufen dann doch noch zu unserem Anschlussbus. Am Ende bin ich ziemlich erschöpft um 20 Uhr in Xela angekommen, aber mit solchen „Reiseeinschränkungen“ muss man in der Gegend anscheinend einfach rechnen ¯\_(ツ)_/¯

Am kommenden Wochenende geht es dann noch nach Semuc Champey und Tikal, bevor ich mich auf den Weg nach Mexiko mache. Danach kommen Alex und Julia nach Belize und im April geh ich Anne in Playa del Carmen besuchen. Für Abwechslung ist also gesorgt 🙂

2 Gedanken zu „Guatemala – Die Wochenenden in der Nähe von Xela

  1. Hey Jens,

    vielen Dank für den lustigen Einstieg in den Tag, meine liebste Stelle:“…wird gebetet und mit Hilfe des Cola-Gottes gerülpst was das Zeug her gibt.“ Herrlich. Es klingt nach jeder Menge Spaß!

    Bis bald!

    1. Heyho,

      gern geschehen 🙂
      Bin auch gleich mal deinem Vorschlag bzgl. der Rechtschreibfehler gefolgt und hab noch einiges ausgebessert. Danke für den Tipp!

      Beste Grüße auch an die Familie!!!
      Jens

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