Reisegruppe Island

Island – Der atemberaubende Norden Europas – Part 1

Warum genau sollte man Ende April nach Island fliegen? In Deutschland wird es gerade wieder ein bisschen warm und man könnte eigentlich die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen Winter genießen wohingegen in Island Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisige Winde vorherrschen. Im Nachgang die beste Entscheidung überhaupt, weil wir mit unseren 4×4 Gefährten einerseits fast überall hingekommen sind und die Touristen andererseits noch nicht wie Heuschrecken über die Sehenswürdigkeiten herfallen. Letzteres ist uns besonders beim Golden Circle im Süden der Insel aufgefallen, aber dazu später mehr.

Allgemein werde ich Island und vor allem die Natur in wunderbarer Erinnerung behalten. Das Land ist unglaublich vielseitig und hält hinter jeder Biegung neue Überraschungen bereit. Vielleicht kann ich euch das mit den folgenden Zeilen auch ein bisschen näher bringen.

Die Reisegruppe und unsere Finanzen

Insgesamt haben wir die Reise mit sechs Leuten angetreten, wobei nach zwei Wochen nur noch Fünf in Reykjavik ankamen. Obwohl Island die ein oder andere Gefahr bereithält, ist zum Glück nix Schlimmeres passiert. Rebekka musste aus Zeitmangel leider schon nach einer Woche abreisen, was sie glaube ich auch ein winziges Bisschen geärgert hat. Ansonsten war aus Ingolstadt noch Alex mit dabei und aus dem schönen Berlin Chrissi, Mareike und Hannes. Die zweite Woche war es dann recht kuschelig in unserem Dacia Duster, aber das ist bei dem frostigen Wetter in Island ja nicht unbedingt ein Nachteil 🙂 War auf jeden Fall eine sehr lustige Zeit, an die wir uns noch lange zurück erinnern werden.

Für alle Interessierten (der Rest kann gleich zum nächsten Abschnitt springen) hier noch kurz was zu den allgemeinen Kosten – Stand April 2017:

Grundlegend ist es in Island definitiv teurer als in Deutschland, was sich besonders bei alkoholischen Getränken und Zigaretten bemerkbar macht. Wenn man noch Platz im Gepäck hat, kann daher das ein oder andere „Vorratsfläschchen“ nicht schaden. Im normalen Supermarkt hält sich der Unterschied bei den Lebensmitteln jedoch in Grenzen, wobei man hier bzgl. alkoholischer Genussmittel nur Bier bis 2,25% bekommt, was ja eigentlich schon zu alkoholfrei zählt. Für alles Weitere muss man in einen separaten Liquor Store. Ein kleiner Insider Tipp am Rande: Wer die Möglichkeit hat, sollte sich schon am Flughafen mit Dosenbier eindecken. Ist zwar nicht günstig, aber man spart doch ein bisschen: 2€ pro Dose am Flughafen im Vergleich zu ca. 3,50€-4€ pro Dose im Liquor Store.

Besonders beim frühzeitigen Buchen vom Mietwagen kann man hingegen Einiges sparen. Dort ist es keine Seltenheit, dass die Preise je nach Zeitpunkt um den Faktor Zwei schwanken können (je früher desto besser). Bei den Unterkünften hängt es natürlich davon ab, was man für einen Anspruch verfolgt, aber mit 20€-50€ pro Nacht findet man schon gute Sachen, wenn man sich rechtzeitig kümmert. Jedenfalls waren das die Preise für Ende April – während der Hauptsaison soll das wohl entsprechend schlimmer/preisintensiver sein.

Im Großen und Ganzen sollte man für zwei Wochen schon ein Budget von 1.000€ – 2.000€ einplanen, wenn Zelten keine Option ist und man sich nicht nur von Toast und Wasser ernähren will.

Unser Weg zum Glück

Wenn ich rückblickend unsere Reiseroute betrachte, haben wir für die knapp zwei Wochen doch ein ganz schönes Programm abgespult. Start war am Flughafen Keflavik und dann ging es im Uhrzeigersinn einmal um die Insel. Hier erstmal eine kurze, chronologisch geordnete Übersicht, wo wir überall waren:

  • Glymu (Wasserfall)
  • Snorralau (Wasserfall)
  • Deildartunguhver (Heiße Quelle)
  • Westfjörde (Halbinsel)
    • Dynjandi (Wasserfall)
    • Látrabjarg (Steilküste)
  • Húsavik (Stadt)
  • Mývatn (See)
    • Víti/Krafla (vulkanischer See)
    • Hverarönd (Hochtemperaturgebiet)
    • Dimmuborgir (Lavafeld)
    • Grjótagjá (Grotte mit heißer Quelle)
  • Dettifoss (Wasserfall)
  • Seydisfjördur (kleines Städtchen)
  • Hoffellsjökull (Gletscher)
  • Fláajökull (Gletscher)
  • Jökulsárión (Gletscher Lagune)
  • Svartifoss (Wasserfall)
  • Seljalandfoss (Wasserfall)
  • Golden Circle (Touristenroute)
    • Gulfoss (Wasserfall)
    • Strokkur (Geysir)
    • Pingvellir (Nationalpark)
  • Reykjavik (Hauptstadt)

Allein auf den Westfjörden

Der erste Tag hielt schon einige Überraschungen für uns bereit. Angefangen bei einer kleinen, sehr sehenswerten Wanderung zum Glymu Wasserfall, über unseren „Begrüßungs-Sonnenuntergang“, der jedes Postkartenmotiv trist aussehen lässt, bis hin zu kleineren Navigationsschwierigkeiten, die uns am Ende wahrscheinlich sogar Zeit gespart haben. Weiß gar nicht mehr wo wir ursprünglich hin wollten, aber letztendlich sind wir in Reykholt rausgekommen und haben glücklicherweise in einer Nacht- und Nebelaktion spontan eine Unterkunft gefunden. Notiz für mich: Selbst mit Navi, Internet und Adresse muss man in Island ganz genau aufpassen, wo man rauskommt 😉

Auf den Weg zu den Westfjörden ging das Staunen dann aber erst richtig los. Soviel Einsamkeit und Einzigartigkeit ist man aus Deutschland und selbst von anderen Reisen kaum gewohnt. Wir haben zwar noch ein paar interessante Touri-Punkte (Snorralau und Deildartunguhver) abgeklappert, aber die richtig beeindruckenden Sachen kamen eigentlich ohne Vorwarnung am Wegesrand. Wir hätten am liebsten alle paar Kilometer angehalten, weil die Natur nicht nur wunderschön ist, sondern auch eine unglaubliche Vielseitigkeit an den Tag gelegt hat.

Da die Westfjörde selbst für isländische Verhältnis spärlich besiedelt sind (1 Einwohner/km²) haben wir auf unserer 6-7 stündigen Fahrt auch kaum eine Menschenseele gesehen. Schon komisch, wenn man eigentlich das komplette Gegenteil gewohnt ist. Keine Ahnung wie die Verpflegung im Winter abläuft, wenn die Straßen im Hochland nicht passierbar sind, aber wir hatten uns glücklicherweise in Búdardalur noch einmal ordentlich eingedeckt und waren gut gewappnet für die nächsten Tage!

Unsere gemütliche Unterkunft in Bjarkholt hat in dem Zeitraum als gute Ausgangsbasis für einige Touren gedient. Sehr vorteilhaft war dabei natürlich ebenfalls die heiße Quelle am Strand in der man nach einem anstrengenden Tag bei -5 °C und eisigem Wind gemütlich ein Bierchen genießen konnte.

Neben unseren ganzen spontanen Stopps gab es sogar auch einige richtige Ziele zum Anfahren. Am besten hat mir dabei der Dynjandi Wasserfall gefallen, der Größtenteils sogar noch zugefroren war. Das hat das Naturschauspiel meiner Meinung nach noch besser aussehen lassen, als ich es von den Bildern her erwartet hatte. Sehr schön war an der Stelle die Möglichkeit sich eigentlich komplett frei zu bewegen, so dass man fast direkt bis an den Wasserfall kommt. Das birgt zwar allgemein einige Risiken, weil jährlich anscheinend doch immer einige Touristen in Island verunglücken. Andererseits war ich froh, dass man so viele „Freiheiten“ genießen konnte. Das kenne ich auch ganz anders^^

Nach einem ziemlichen Höllenritt über das Hochland, durch Geisterdörfer und auf unwegsamen Schotterwegen kamen wir dann am selben Tag noch bis zum westlichsten Punkt Islands – die Steilküste Látrabjarg. Die Dämmerung hatte zwar schon eingesetzt und wir mussten dann fast im Dunklen zurück, aber der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt! Neben dem atemberaubenden Ausblick und dem wieder mal sehr farbenreichen Sonnenuntergang, war die Steilküste von unzähligen Puffins (Papageientaucher) bevölkert, die man ansonsten anscheinend kaum zu Gesicht bekommt. Ich bin zwar kein Ornithologe, aber diese knuffigen Vögel mit ihren bunten Schnäbeln hätte ich echt Stunden beobachten können. Zwischendurch gesellte sich noch ein mutiger Polarfuchs zu uns, der es wahrscheinlich auf ein leckeres Puffin-Abendbrot abgesehen hatte, letztendlich jedoch mit leeren Pfoten wieder abziehen musste.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Westfjörde bestimmt nicht jedem gefallen würden. Sind ziemlich lange Wege und ein paar Stunden im Auto zusammen gekommen. Dennoch hat sich dieser Teil der Reise definitiv gelohnt – vor allem wenn man bedenkt wie unerschlossen die gesamte Halbinsel ist. Insgesamt finden gerade mal 2% der Touristen ihren Weg hierher.

Bevor ich euch jetzt mit dem weiteren Text erschlage, packe ich die restlichen Erlebnisse mal lieber in einen zweiten Teil. Als kleinen Cliffhanger kann ich euch schon verraten, dass zwei Nahtoterfahrungen, vieeeele weitere Wasserfälle und eine kleine Überraschung auf euch warten 😛

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