Sagaing, Myanmar

Myanmar – Back to the roots

Im August ging es voller Abenteuerlust nach Myanmar, das westlich von Thailand liegt und erst seit 2011 so wirklich bereisbar ist. Davor wurde das Land von einer Militärherrschaft kontrolliert, die 1962 die Macht übernahm und am 04.02.2011 erstmalig einen zivilen Präsidenten als Staatsoberhaupt einsetzte.

Normalerweise hört man relativ selten was von dem südostasiatischen Land in den Nachrichten, aber just zu dieser Zeit gab es zahlreiche Meldung über die anscheinend schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Wir wussten zwar, dass wir uns zur Regenzeit dort hinbegeben, aber das hat uns doch ein bisschen überrascht. Im Endeffekt haben wir von dem schlechten Wetter kaum etwas mitbekommen und mussten unsere Reiseroute nur minimal anpassen.

Am 06.08.2015 ging es jedenfalls mit Sabine und Flori von München aus los. Nach 15h und einem Stopp-Over in Bangkok sind wir 8 Uhr Ortszeit in Rangoon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars, angekommen. Da wir die Zeit gut nutzen wollten, ging es gleich per Bus nach Kalaw. Einziges Problem an der Sache war aber, dass es nur Nachtbusse gab und wir erst einmal 10 Stunden an dem riesigen und mindestens genauso chaotischen Busbahnhof (Aung Mingalar Bus Station) warten mussten. Für Sabine und Flori war die Taxifahrt dorthin schon der reinste Kulturschock, da die beiden das erste Mal außerhalb von Europa unterwegs waren. Ich hab mich gleich pudelwohl gefühlt, aber war dann auch froh, als wir 5 Uhr morgens in Kalaw und um 7 Uhr in unserem Hotel angekommen sind. Nachdem wir uns einen Tag ausgeruht hatten ging es auf eine dreitägige Wandertour zum Inle Lake, die uns wirklich alles abverlangt hat. Mit unserem Guide Ko Min (kalawcountryside@gmail.com), den wir wirklich wärmstens weiter empfehlen können, wurden insgesamt fast 70km zu Fuß absolviert. Am ersten Tag ging es durch die Berge und Reisefelder zum „Local Home“. Dabei leisteten uns recht intensiver Regen und „wunderschöne“ Nebelfelder am Mittags-Aussichtspunkt ungewollte Begeleitung. Die erste Übernachtung war zwar sehr rustikal gehalten (Plumsklo 20m den Schlammweg runter und Dusche im Bambus Verschlag), aber hatte dadurch auch einen tollen Charm. Den nächsten Tag musste ich wegen Magenkrämpfen leider aussetzen und wurde per 2h Erlebnis-Motorradfahrt zu unserem zweiten Übernachtungsplatz – ein buddhistischKloster – gebracht. Sabine und Flori haben tapfer durchgehalten, aber waren am Abend auch froh endlich das Ziel erreicht zu haben. Die ansässigen Chorknaben wollten uns zwar nicht so wirklich schlafen lassen, aber am Ende sind wir doch in den wohlverdienten Schlaf gefallen.

Die letzte Etappe führte uns durch eine sehr beschaulichen Landschaft mit vielen unterschiedlichen Facetten zum Inle Lake. Dort angekommen gab es eine letztes Mittagsangebot (gebratene Nudeln + Ananas, Bananen, Dragonfruit, Mango, etc.), welches – wie die Mahlzeiten zuvor – so üppig war, dass wir nicht einmal die Hälfte geschafft haben. Zum Glück mussten wir danach nicht mehr laufen, sondern wurden per Boot über den Inle Lake gebracht und konnten dabei die berühmten Einbein-Paddler beobachten. Nördlich vom Inle Lake in Nyaungshew haben wir dann erstmal einen Entspannungstag am Pool eingelegt. Sabine musste eh noch einen kleinen Sonnenbrand auskurieren, bevor wir uns auf die nächste Etappe nach Mandalay machen konnten.

Unglücklicher Weise verlief die Busfahrt in die zweitgrößte Stadt Myanmars nicht soooooo gut. Sabine und Flori hatte sich eine ordentliche Mageninfektion eingefangen, weswegen wir auch einen Tag länger in Mandalay bleiben mussten als ursprünglich geplant. Anscheinend hat den beiden unser Hotelzimmer so gut gefallen, dass sie auch gar nicht mehr raus an die „frische“ Luft wollten.

Eigentlich wollten wir die Stadt + Umgebung mit einem Taxi und Tourguide erkunden. Da ich mich jedoch leider allein auf die Socken machen musste, bin ich mit unserem Guide Soe Soe (kosoesoemdy@gmail.com) auf ein Motorrad umgestiegen. Zusammen sind wir damit Mandalay und Sagaing abgefahren. Nach den vielen landschaftlichen Eindrücken am Anfang war die Tour der komplette Gegensatz mit vielen Sehenswürdigkeiten und unzähligen Pagoden, die es in Myanmar wie Sand am Meer gibt. Für Sabine und Flori tat es mir doppelt Leid, da der gesamte Tag echt ein geniales Erlebnis war. In Mandalay sind wir unter anderem zum letzten Teak-Tempel der Stadt gefahren und habe auf dem Mandalay-Berg die Aussicht genoßen. Danach ging es nach Sagaing, welches mit über 600 Klöstern eines der buddhistischen Zentren in Myanmar bilden. Zum Abschluss konnte ich noch den Sonnenuntergang an der U-Bein-Brücke (längste Teakholzbrücke der Welt) genießen bevor es zurück ins Hotel ging.

Den Abschluss des Tages hat dann ein kurzer Besuch in einer privaten Klinik gebildet. Sabine wolte sich doch lieber mit ein paar Medikamenten vor Ort eindecken, die glücklicher Weise ihren Dienst taten… mit solchen Zwischenfällen muss in Asien leider immer rechnen, wenn man nicht an das lokale Essen gewöhnt ist und die Hygienestandards sieht. Da sind wir hier in Europa echt gut verwöhnt. Vielen Dank an der Stelle auch noch einmal an Soe Soe, der mich sicher durch den Tag und Sabine in der Klinik begleitet hat!

Unser letztes und wohl auch schönestes Ziel war (nach der ungewollten „Pause“ in Mandalay) Bagan. Obwohl es nur knapp 180km östlich von Mandalay liegt, hat uns die Busfahrt trotzdem 5h gekostet, aber verlief um einiges besser als die vorherigen Touren.

In Bagan hat man dann auch das erste Mal Ansätze von Tourismus gesehen, der so langsam seine Wurzeln in Myanmar schlägt. Nichtsdestrotroz waren die beiden Tage in der historischen Königsstadt unvergesselich. Es gibt dort über 2000 Tempel und Pagoden aus vergangenen Zeiten zu bestauen und wenn man sich nicht gerade auf den viel bewanderten Pfaden fortbewegt, wird man auch nicht von den ganzen Händlern verfolgt. Kurz nach unserer Ankunft haben wir uns für den Rest des Tages ein Pferdegespann gemietet und uns den Sonnenuntergang an einer besonders schönen, großen (aber dafür mit Schaulustigen überlaufenden) Pagode angesehen. Am zweiten Tag haben wir uns zwei Elektro-Roller gemietet und damit die Gegend erkundet. Das kann ich auf jeden Fall allen empfehlen, die es ebenfalls mal in diesen Teil Myanmars verschlagen sollte. War richtig, richtig lustig und wir haben obendrein fast alle bedeutenden Tempel gesehen, die teilweise ein ganzes Stück abseits der Hauptstrecken lagen.

Die letzten beiden Tage unserer Reise haben wir abschließend noch in Rangoon verbracht und uns die etwas schöneren Seiten der Stadt zu Gemüte geführt. Davon gibt es wohl nicht all zu viele, aber die Shwedagon Pagode und die Parks rund um den Kandawgyi Lake sind allemal ein Besuch wert. Außerdem war meine Mitbewohnerin aus Ingolstadt (Nina) mit ihrer Freundin zufällig zur gleichen Zeit in Myanmar unterwegs und wir haben es in Rangoon sogar geschafft uns auf ein Bierchen zu treffen.

Auf dem Weg zum Flughafen haben wir – auf einen Tipp von Nina hin – noch einen kurzen Abstecher ins Goethe-Institut gemacht und uns eine interessante Ausstellung von Htein Lin (The Storyteller: LINK) angesehe. Kultur: Check 🙂

Der Rückflug verlief ganz entspannt und wir sind mit einem lachendem und einem weinendem Auge in Deutschland angekommen. Einerseits war es eine super Zeit mit vielen Erlebnissen und Eindrücken, aber andererseits waren wir auch heilfroh wieder in Deutschland zu sein. Gibt doch eine ganze Menge Sachen, die man vermisst, wenn es nicht ganz so zivilisiert zugeht wie in unserer Heimat.

Im Großen und Ganzen aber ein unvergesslicher Trip und ich freue mich schon auf die nächste Reise. Mal gucken, wo es da hingeht. Südamerika klingt ja ganz interessant…

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